Algerien: Drei Kirchen überraschend wiedereröffnet

(Open Doors, Kelkheim) – In Algerien haben Behörden drei Kirchengebäude überraschend wieder zur Nutzung freigegeben. Es handelt sich um Kirchen in Oran, Ain Turk und El Ayaida, die zwischen November 2017 und Februar 2018 aufgrund behördlicher Anordnungen schließen mussten. Die Wiedereröffnung ist für viele algerische Christen ein erstes Hoffnungszeichen, nachdem die Regierung durch eine Reihe von Maßnahmen ihre Glaubensfreiheit empfindlich eingeschränkt hatte.

Keine Begründung für Wiedereröffnung

Rachid Seghir betreut als Pastor sowohl die Hauptkirche in Oran als auch die beiden anderen, die jeweils ca. 30 km von der Stadt entfernt liegen. Am 10. Juni 2018 wurde er telefonisch auf die Polizeiwache einbestellt. Dort wies man ihn an, einen Bescheid zu unterzeichnen, der die Wiedereröffnung des Kirchgebäudes anordnet. Dazu sagt er sichtlich bewegt: „Es fiel mir schwer zu glauben, denn mit einer solch positiven Überraschung hatte ich überhaupt nicht gerechnet!“ Seghir blieb zunächst misstrauisch, ähnlich wie die umgehend informierten Gemeindemitglieder. Doch bereits 45 Minuten nach dem Anruf von der Polizei entfernten drei uniformierte Beamte wortlos das amtliche Siegel von der Kirchentür. Auch die schriftliche Anordnung lieferte keinerlei Begründung für die Wiedereröffnung.

Kirchenschließungen widersprechen Verfassung und Menschenrechten

Pastor Seghir erklärte: „Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Aktivitäten ohne Angst vor neuen Bedrohungen wieder aufnehmen können. Wir hoffen, dass alle Kirchen legalisiert werden und in Frieden und Freiheit arbeiten können.“ Auch L’Eglise Protestante d’Algerie (EPA), der Dachverband von 45 protestantischen Kirchen in Algerien, hat die Entscheidung zur Wiedereröffnung der drei Kirchen begrüßt. In einer Erklärung vom 12. Juni dankte die EPA „all jenen, die auf die eine oder andere Weise durch ihre Unterstützung dieses glückliche Ereignis möglich gemacht haben“.

Gleichzeitig betont die EPA: „Diese drei Kirchen sind […] willkürlich von den Behörden geschlossen worden, so dass ihre Mitglieder daran gehindert wurden, Gott frei anzubeten. Dies ist eine klare Missachtung der algerischen Verfassung und der Menschenrechte.“

Von insgesamt sechs seit November 2017 geschlossenen Kirchen bleiben drei weiterhin geschlossen, außerdem eine Kindertagesstätte. Die Regierung begründet ihr Vorgehen mit Sicherheitsmängeln und fehlende Genehmigungen. Die EPA weist die Vorwürfe jedoch zurück und erklärte, die Regierung setze lediglich das Gesetz von 2006 zur Regelung nicht-muslimischer Gottesdienstes um. Es schreibt eine Genehmigung für Gebäude vor, in denen nicht-muslimischen Gottesdienst durchgeführt werden sollen.

Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Algerien auf Platz 42 unter den Ländern, in denen Christen am härtesten verfolgt werden.