Am Freitag, dem 25. August 2017 berichtete das Magazin „Israel heute“: „Nach den Anschlägen in Barcelona, bei denen 15 Menschen getötet und etwa 130 verletzt wurden, fragte die Jewish Telegraphic Agency (JTA) den Oberrabbiner der spanischen Stadt, Rabbi Meir Bar-Hen, was er über die Zukunft der Juden dort denkt.
Normalerweise sind europäische, Jüdische Gemeindeleiter sehr vorsichtig und würden den Juden selten oder nie raten, ihre Sachen zu packen und nach Israel auswandern. Die negativen Reaktionen auf Netanjahus Aufruf an die Juden, Europa zu verlassen, nachdem im Januar 2015 ein jüdischer Supermarkt in Paris angegriffen wurde, sind noch in guter Erinnerung. „Allen Juden Frankreichs und alle Juden Europas möchte ich sagen, dass Israel nicht nur ein Land ist, in dessen Richtung man betet; der israelische Staat ist euer Zuhause,“ sagte er damals.
Netanjahu machte einen ähnlichen Kommentar einige Monate später, im Februar 2015, nachdem eine Synagoge in Kopenhagen angegriffen und ein jüdischer Sicherheitsmann getötet wurde.
Diese Aufrufe zur Auswanderung, die auch von anderen israelischen Politikern gemacht wurden, wurden von europäischen Beamten jedoch kritisiert. Rabbi Menachem Margolin, Direktor der European Jewish Association, agrumentierte, dass der Aufruf zur Auswanderung „die bestehenden jüdischen Gemeinden schwächt, die das Recht haben, sicher zu leben, wo sie wollen“. Der Oberrabbiner von Dänemark, Yair Melchior, kritisierte Israel ebenfalls und sagte, „wenn wir auf Terror reagieren, indem wir weglaufen, müssen wir alle auf eine einsame Insel fliehen.“
Der Angriff des IS in Barcelona hat ähnliche Reaktionen hervorgerufen, aber dieses Mal waren es keine israelischen Beamten, die Juden dazu aufriefen, in ihre wirkliche Heimat zu fliehen. Der Aufruf kam von einem prominenten Rabbiner der Diaspora. Rabbi Bar-Hen sagte eindeutig: „Juden sind nicht für immer hier. Ich sage zu meinen Gemeindemitgliedern: Denkt nicht, dass ihr hier lange bleiben werdet. Und ich ermutige sie Gründstücke in Israel zu kaufen. Dieser Teil der Welt ist verloren… Europa ist verloren.“
Bar-Hen sprach nicht nur über den Terroranschlag. Er sagte, dass Spanien zögerlich bei der Bekämpfung des islamischen Terrors vorgehe und die Gefahr des moslemischen Fanatismus nicht erkenna, wie der Fall von Leila Khaled deutlich machte. Khaled, ein palästinensischer Terrorist, der wegen Flugzeugentführungen 1969 und 1970 verurteilt wurde, durfte bei der letzten Buchmesse „Revolution bedeutet Leben“ in Barcelona teilnehmen. Khaled sollte bei der Vorstellung von Sarah Irvings Buch „Leila Khaled, Ikone der palästinensischen Befreiung“ (Leila Khaled: Icon of Palestinian Liberation) sprechen.
Das war kein Versehen der Stadtverwaltung Barcelonas. Fünf Monate vorher veröffentlichte die Stadt des Bürgermeisters Ada Colau Ballano, von der linken Partei en Comú eine Erklärung zur Unterstützung der BDS Bewegung. In der offiziellen Erklärung der Stadt hieß es: „Der Stadtrat Barcelonas macht der Mittäterschaft Barcelonas bei den eklatanten, systematischen Menschenrechtsverletzungen der kolonisierenden Besatzung und der Expansion des israelischen Staates in den besetzten palästinensischen Gebieten ein Ende und erkennt das Recht der BDS-Bewegung an.“
Eine Stadt, die BDS und verurteilte Terroristen willkommen heißt, lässt Bar-Hen zum Schluss kommen, dass die europäischen Gemeinden dem Untergang geweiht sind. Aber, wie so oft, sind die Juden die letzten, die ihre gefährliche Lage erkennen. Es ist deswegen keine Überraschung, wenn der Sprecher der jüdischen Gemeinde Barcelonas, Victor Sorrenssen, erklärt, „Wir Juden werden unsere Stadt nicht verlassen … wir leben in einer Wiedergeburt der jüdischen Kultur.“
Man kann nur hoffen, dass Sorrenssen Recht hat. Aber falls nicht, haben Juden zumindest einen sicheren Hafen, der auf sie wartet, etwas, das viele nichtjüdische Europäer nicht haben, die genau das Unterstützen, das ihre Art zu Leben gefährdet.“