Getötet wegen ihres Glaubens: Christliches Ehepaar in Ägypten ermordet aufgefunden

(Open Doors, Kelkheim) – Nur knapp einen Monat nach dem Anschlag auf eine Kirche in Kairo, bei dem 27 Christen getötet und viele weitere – zum Teil lebensgefährlich – verletzt wurden, kam es in der vergangenen Woche zu weiteren Gewalttaten gegen koptische Christen in Ägypten. Am Morgen des 6. Januar 2017 wurde ein christliches Ehepaar erstochen in seinem Bett aufgefunden, nur drei Tage zuvor hatte es bereits einen ähnlichen Mord gegeben.

Es war der Weihnachtstag der koptischen Christen. Nachdem Kirolos Sami seine Eltern Gamal (60) und Nadia (48), die in einiger Entfernung im Gouvernement Al-Minufiyya im Norden des Landes wohnten, am Vormittag telefonisch nicht erreichen konnte, alarmierte er seinen Onkel Magdy Amin Girgis und bat ihn, nach dem Rechten zu sehen. Dieser suchte daraufhin das Haus seiner Schwester und ihres Mannes auf, wo er noch am Abend zuvor mit den beiden gegessen hatte – nicht ahnend, was ihn dort erwartete. Als ihm niemand die Tür öffnete, rief er einen Tischler zur Hilfe, um in das Haus zu gelangen. Der Anblick, der sich ihm im Schlafzimmer seiner Verwandten bot, war schrecklich: Die beiden waren in ihren eigenen Betten grausam ermordet worden.

Getötet wegen ihres Glaubens

Nach Aussagen der Polizei handelt es sich um einen Raubmord, aber Magdy berichtete gegenüber World Watch Monitor, dass Nadia noch ihren Schmuck getragen und auch sonst nichts gefehlt habe. Deshalb geht er fest davon aus, dass die beiden wegen ihres christlichen Glaubens ermordet wurden. Das Ehepaar wurde noch am selben Tag bestattet, die Trauerfeier fand in der koptisch-orthodoxen Mar-Girgis-Kirche unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Neben ihrem Sohn Kirolos hinterlassen die Samis eine verheiratete Tochter, Marian. Um ihrer Trauer über die Ermordung Ausdruck zu verleihen, sagten alle drei Kirchen in dem Dorf Tukh El-Dalkah, wo das Ehepaar lebte, ihre Weihnachtsgottesdienste an diesem Tag ab.

Feindseligkeit gegenüber Christen nimmt zu

Als Hauptverdächtige für den Doppelmord gelten zwei Männer, die ihre Opfer Berichten zufolge nicht persönlich kannten. In Tukh El-Dalkah wohnen hauptsächlich Christen, es gibt jedoch auch einige salafistisch geprägte Dörfer in der Umgebung. Erst drei Tage zuvor war in Alexandria ein anderer koptischer Christ, Youssef Lamei, unter ganz ähnlichen Umständen ermordet worden.

Auf dem neuen Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Ägypten auf Rang 21 und ist damit im Vergleich zum vergangenen Jahr einen Platz nach oben gerückt. Ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung sind koptische Christen. Aufgrund ihrer langen Geschichte im Land werden sie von der Regierung und dem muslimischen Teil der Gesellschaft in gewissem Maße toleriert, auch wenn sie in ihrem Alltag zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt sind. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation jedoch durch zunehmende Angriffe vonseiten islamistischer Gruppen merklich verschlechtert.